Freitag, 27. November 2015

Ab in die Sonne

So nun werde ich also den ersten Eintrag ohne meinen lieben Sekretär/Schreiberling/sagen-wir-einfach-BWL-Student Paul verfassen. Da meine Fähigkeiten im Deutschunterricht allerdings immer mit einem sehr guten ausreichend bewertet wurden, sehe ich recht positiv diesbezüglich in die Zukunft. 
Natürlich reist es sich zu zweit viel schöner als allein. Deshalb ist mein ältester Freund Jonas für gute sechs Wochen in den Flieger in die USA gehüpft und begleitet mich nun bis nach Los Angeles.
Dieser Eintrag hat noch eine weitere Besonderheit:
Er wird leider nicht mit so viel hochklassigen Bildern gespickt sein, wie die vorherigen Einträge. Denn leider hat mein neuer Reisepartner gleich mal einen tollen Einstand gefeiert und die Kamera in einen Fluss fallen lassen. Natürlich hat er wie man das von einem tollen Freund erwartet die komplette Verantwortung übernommen und mittlerweile für Ersatz gesorgt.
Nun also zu den Geschehnissen, die seit dem letzten Blockeintrag in New York ins Land gezogen sind:
Wir machten uns nach einem Tränenreichen Abschied von Paul am Mittwochmorgen des 11.11 Richtung Atlantic City auf. Eine etwa 4 Stunden lange Fahrt lag vor uns und somit nahmen wir einen kleinen Umweg in Kauf um noch einmal von einem Strand aus einen Blick auf die New Yorker Skyline zu erhaschen. 


Die Fahrt zog sich dann auf Grund starken Verkehrs ziemlich lang und somit erreichten wir erst gegen Abend unser Ziel. Da diese Stadt den Ruf als Las Vegas des Ostens geniest, machte ich mich schon darauf gefasst mein Reisebudget durch Black Jack zu verdoppeln. 
Der missgünstige Leser wird jetzt wahrscheinlich vermuten, dass nach diesem Abend meine Eltern ein großes Geldbündel über den Atlantik schicken mussten.
Falsch vermutet!!!!
Aber leider nicht weil ich so viel gewonnen habe, sondern da der Ruf als Spaßstadt und Vegasgegenstück wohl von der Tourismusindustrie entworfen wurde. Die großen Casinos gibt es zwar, allerdings werden diese von nur sehr wenigen, sehr alten Menschen besucht.
Wir fanden also fast nur verlassene Spieltische und Spielautomaten. Die Tische die wir gefunden haben, waren alle als High-Limit gekennzeichnet und nicht Studententauglich.
Um wenigstens das Feeling des Glücksspiels zu erleben, entschieden wir uns ein paar Dollar in die sogenannten Ein-Armigen Banditen zu werfen. Also Scheine raus und in den Automaten, Hebel gedrückt, Geld weg....
Einfach toll dieses Gefühl :) Aber mal im Ernst, ich werde nie Menschen verstehen die ihr Gespartes in solchen Maschinen verpulvern.
Getopt wurde unser Casinoerlebnis von dem Ort an dem wir in dieser Nacht schliefen. 
Wir fanden einen netten Gastgeber auf couchsurfing, allerdings war die Gegend in der er wohnte die wirklich hässliche Seite der USA. Verarmte Menschen und ein stetiges Gefühl der Unsicherheit. Er klärte uns dann auf, dass unser Auto eigentlich sicher sein sollte, weil so ein altes niemand klaut. Außerdem sagte er, solange wir auf dieser Seite der großen Straße sind, ist es noch einigermaßen sicher. Rüber sollten wir nicht gehen/fahren. Also schnell alle Wertgegenstände aus dem Auto geschnappt und auf der Couch geschlafen. Da die Wohnung auch ziemlich dreckig war, entschieden wir uns am nächsten Morgen nach einem kurzen Tschüss sehr früh zu fahren und waren froh, als wir die Stadtgrenze hinter uns brachten.




Es war zwar nur eine Nacht für die ich jetzt sehr viel geschrieben habe, aber es zeigt auch, dass Atlantic City wirklich ein Ort ist, der mir in Erinnerung bleibt. Der Ort, den ich bis jetzt auf dieser und auf der letzten Reise mit Abstand am schlimmsten fand. Jonas stimmte mir da komplett zu.

Aber naja, neuer Tag neues Glück, Philadelphia:
Nach drei Stunden Fahrt erreichten wir die ehemalige Hauptstadt der USA. Wir machten einen zweistündigen Rundgang bei dem wir schonmal alles Sehenswerte auskundschafteten. Danach fuhren wir zu unserem Couchsurfing Host(englisch für Gastgeber) und machten uns mit ihm bekannt. Ein wirklich cooler Typ, der uns noch einige Tips für die Stadt gab. Abends machten wir uns in die Innenstadt auf und wir betrachteten alles schon einmal bei Nacht.
Am nächsten Tag ging es dann früh raus und wir erkundeten die historischen Sehenswürdigkeiten. Philadelphia, die Wiege der USA. Eine sehr schöne Stadt mit viel Geschichte und tollen Bauten. Natürlich besuchten wir auch die weltbekannten Rockysteps und man konnte es mir nicht nehmen dort einmal wie der große Boxer hochzusprinten. Am späten Nachmittag kehrten wir dann nach Hause zurück, denn wir wollten Abends mit unserem Gastgeber losziehen. Beim Verlassen des Autos, verdrehte ich mir dann allerdings den Knöchel, sodass wir uns für einen ruhigen Abend entschieden.


 Das hier ist übrigens der Raum an dem die dreizehn Gründungsstaaten die wichtigen Dokumente unterzeichneten. Dreizehn Tische für dreizehn Staaten.


Am nächsten Tag stand dann die Fahrt nach Washington auf dem Programm. Wieder viel Verkehr, also kamen wir mit ein paar Stunden Verspätung an. Unser Host Dan nahm uns dann mit zu einer Geburtstagsfeier in eine Bar. Allerdings hatte er die Einladung nicht richtig gelesen. Wir fanden uns auf einer Hausparty mit Motto 20er Jahre wieder. Zu ehren des 40. Geburtstags eines Lehrerkollegen schlürften wir also einige Old-School Cocktails und hatten einen echt lustigen Abend. Der liebe Dan hatte es dann wohl ein wenig mit den süßen Drinks übertrieben und wollte um 1 dann leider schon nach Hause. Er rief uns ein Taxi, was in den USA nicht immer ein Taxi ist. Hier gibt es Uber. Kurz erklärt:
Jeder kann sich anmelden und Taxi spielen. Ein paar Vorraussetzungen gibt es zwar, aber die sind nicht besonders streng.
Also hat uns nach dieser Feier ein Afroamerikanischer Mitbürger mit Hang zum lauten Gangstar-Rap in seinem aufgemotzten Ford Mustang nach Hause chauffiert.

Dank des vorzeitigen Endes unserer Nacht konnten wir uns am nächsten Morgen recht früh aus dem Bett quälen. Nach einem guten Rührei Katerfrühstück ging es dann mit 20 Minuten Fußmarsch ab zur National Mall. Dies ist der Name des großen rechteckigen Grünstreifens an dem alles Sehenswerte angesiedelt ist. Wir besuchten also, das National Space Museum, das Indianermuseum, das Capitol, die National Art Gallery, das National Nature Museum, das Nationalarchiv, das Washington Monument, das weiße Haus und zu guter letzt das Lincoln Monument von dem aus Martin Luther King Jr. seine berühmte „I have a dream“ Rede hielt. Ein Highlight waren sicher die im Nationalarchiv ausgestellten historischen Dokumente. Wir sahen hier die Unabhängigkeitserklärung, die Amerikanische Verfassung und die Grundrechte(Bill of Rights). Alles drei sehr wichtige und somit beeindruckende Dokumente die den Weg zur Demokratie ebneten. Auch wenn sich natürlich darüber streiten lässt, ob in diesem Land wirklich das Volk die Macht hat. 








Am Abend ging es dann schon ab auf die Strasse in Richtung Süden. Am nächsten Tag führte uns der Weg durch die Blue Ridge Mountains. Der letzte Ausläufer der Apalachen und folgendes wird mir gerade beim Schreiben bewusst:
Dies ist der erste Gebirgszug den ich von Anfang bis Ende entlang fuhr und immer wieder besuchte. Der fleißige Leser wird sich vielleicht an die enormen Klippen in New Brunswick erinnern, an denen wir unseren ersten Schnee bekamen. Dort schoss also der Gebirgszug aus dem Meer empor und hier wird er immer flacher bis er irgendwann in die Ebenen von Georgia endet. Auch hier sahen wir kleine Eiszapfen und hatten unsere letzte wirklich kalte Nacht im Auto. Hier noch einige schöne Ausblicke:






Bei einer unserer Wanderungen passierte dann das Unglück. Wir beschlossen auf einen besonders gut positionierten Felsen zu klettern, um einen Wasserfall zu bewundern. Hierzu gab ich Jonas die Kamera(Fehler1). Dann meisterte ich die wackelige Überquerung über ein paar Baumstämme. Jonas hatte zuvor aus einem Ast eine Gehhilfe für die rutschigen Felsen gebastelt(Fehler2). Ich schlug ihm nun vor die Kamera am Stock zu befestigen und sie mir rüber zu geben(Fehler3). Drei Fehler sind drei zu viel. Jonas schätze den Halt der Kameratasche am feuchten Ast falsch ein und sie hatte noch nicht einmal seinen Stein verlassen, da purzelte sie unter lautem Geschrei meinerseits Richtung Wasser. Die Tasche plumpste mit samt den Objektiven ins Wasser und gab dann erstmal den Geist auf. Zur Beruhigung aller:
Mittlerweile hat mir Jonas das Beschädigte erstattet und es werden bald wieder atemberaubende Bilder produziert :)

Nun aber wieder zu unserem Reiseverlauf:
Nach den Blue Ridge Mountains legten wir dann einiges an Strecke zurück. Nur ein nennenswerter Zwischenstopp in einem Drive-Thru Naturreservat:
Mit dem Auto über einen Damm durch die Tümpel und da sahen wir zum ersten mal Alligatoren. 
Außerdem musste während dieser Fahrt in einem öffentlichen Waschraum mein so hoch gelobter Schnauzbart das zeitliche segnen.
Somit erreichten wir dann Donnerstag Morgen Cape Caneveral, der Weltraumbahnhof von dem die Menschheit den Mond erobert hat. Ein Highlight ist hier sicher das Space Shuttle Atlantis. Eins von drei existierenden Space Shuttles. Die Flotte umfasste ursprünglich fünf Shuttles, aber das Challenger und das Columbia Unglück, welches jedem Weltraumbegeisterten noch gut in Erinnerung geblieben ist dezimierten die Flotte. Leider wurde das Shuttle Programm der USA eingestellt und somit ist das bis heute einzige wiederverwendbare Raumschiff der Menschheit nur noch ein Relikt vergangener Tage. Nichts desto trotz verzauberte uns dieses Raumschiff und wir verbrachten einige Stunden in dem Ausstellungsraum. Leider verpassten wir deshalb dann die Tour zu den Apollo Raketen. In diesem Moment sehr blöd, aber wir kommen ja noch nach Houston und da können wir dann Mondraketen besichtigen.






Nach Cape Caneveral ging es vorbei an Miami Richtung Südlichsten Punkt des Amerikanischen Festlands Key West. Am Freitag(20.11) sind wir dann an den Keys angelangt und verbrachten erstmal einen Tag am Strand. Mit Keys sind übrigens die Inseln gemeint, die über den Highway 1 verbunden sind und an deren Ende Key West liegt. Wir sind dann noch Freitag Abend bis nach Key West gefahren und verbrachten dort 2 Nächte wiedermal bei einem Couchsurfing Host. Leider waren diese Tage verregnet, aber so blieb endlich mal Zeit Reise-“Arbeit“ zu verrichten. Wir verbrachten also den Samstag mit Scheiben von Tagebüchern und Lesen von Reiseführern. 




Sonntag Nachmittag ging es dann wieder Richtung Norden. Noch einmal an den Strand und am Abend schlugen wir dann in der Nähe des berühmten Everglades Nationalparks unser Lager auf einem ALDI Parkplatz auf.
Am nächsten Tag ging es dann in die Sumpflandschaft. Natürlich unterlief uns ein super Touristen/Anfängerfehler: Ohne Moskitospray in die Everglades.
Ständig attackiert von kleinen Stechmücken durchstreiften wir auf Holzstegen die Sumpflandschaft und sahen Alligatoren, Schildkröten und einige besondere Vögel. 



Am Abend ging es dann nach Miami zu unserem nächsten Host David. Am nächsten Morgen war es dann endlich soweit. Eine gebrauchte Kamera wurde gekauft und die Zeit der Handyfotos war endlich vorüber. Danach kurz nach Miami Beach. Wahnsinnig wie reich Menschen sein können. Danach quälten wir uns durch die Rushhour raus aus Miami und fahren nun Richtung New Orleans. Am Donnerstag, also morgen ist hier Thanksgiving. Den höchsten Amerikanischen Feiertag werden wir in einem Hostel verbringen. Das große Thanksgiving Dinner ist eher ein Mittagessen um 12. Jetzt haben wir 20 Uhr und noch 650 km vor uns. Also noch einiges zu fahren, wenn man bedenkt das unser Auto beim Überschreiten von 100 kmh nichtmehr den sichersten Eindruck macht. 

Das wars mit meinem ersten Eintrag. Alle Rechtschreibfehler und Grammatik Fettnäpfchen bitte ich mir zu verzeihen. 


Also dann Happy Thanksgiving.


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