Mittwoch, 23. Dezember 2015

Ab in den Schnee!

Was lange währt, wird endlich gut.
Jetzt überwind ich mich auch mal und schilder mal meine Erlebnisse.

Wie die Zeit verfliegt.. Schon über einen Monat ist es her, dass ich mich in New York in den Flieger nach Calgary setzte. Dort angekommen spürte ich gleich den Klimawechsel, es hatte an die 0°C. Da ich spät abends ankam, nahm ich aus der Innenstadt ein Taxi zu meinem Couchsurfing-Host. Der somalische Taxi-Fahrer war noch mehr als ich über den Tod von Helmut Schmidt schockiert und erzählte mir Anekdoten über Joschka Fischer und Helmut Kohl, wie im falschen Film. Leider wurde ich aufgrund der Klimaanlage im Flugzeug Opfer einer Erkältung und konnte Calgary nicht richtig genießen. Am nächsten Tag (Freitag) traf ich mich mit Nick und Backe (zwei Deutsche, die ich über eine der vielen Work-and-Travel-Facebook-Gruppen kennengelernt habe). Sie hatten den selben Plan wie ich und wir entschieden uns dafür, am folgenden Montag den Weg Richtung Rocky Mountains auf uns zu nehmen um dort nach Jobs zu suchen. Wie erwähnt, war ich zwecks der Erkältung ein wenig angeschlagen und konnte die aufstrebende Stadt Calgary (ca. 1 Mio Einwohner) nicht richtig genießen. Am Sonntagmorgen besuchte ich noch einen Ski-Flohmarkt. Dort herrschte richtig Rummel, dennoch konnte ich mir ein paar Skier ergattern. Nach ein wenig Feilschen mit dem argentinischen Verkäufer, verließ ich das Gelände mit Skiern, Winterstiefeln und Skibrille.



Am Montag ging's dann tatsächlich los und wir fuhren ca. 2 Stunden über Canmore nach Banff. Es war ein sonniger Tag und Backe's Chevy Van (Baujahr 1985) das perfekte Auto für einen Roadtrip.




 Banff ist einer der bekanntesten Skiorte in Kanada. Der kleine Ort ist wirklich charmant und versprüht einen coolen Flair. Dort mieteten wir uns im Hostel ein und machten uns auf den Weg zum Job Centre. Die hilfsbereiten Mitarbeiter gaben uns Tipps für den Lebenslauf und hatten alle aktuellen Jobausschreibungen im Aushang. Nachdem die Lebensläufe frisiert wurden, fuhren wir am nächsten Tag nach Lake Louise und kombinierten Jobsuche und Sightseeing. Wir steurten einige Hotels an und gaben unsere Bewerbungsunterlagen ab. Der Lake Louise selbst in der Winterlandschaft war unglaublich majestätisch. Zusammen mit dem anliegenden Fairmont Hotel ist der See auf jeden Fall ein Highlight.



Zurück in Banff genossen wir das Hostel-Leben. Viele junge Leute, eine hauseigene Bar und einfach gute Stimmung (Zitat Nick: Eine riesengroße Klassenfahrt). Parallel dazu bewarben wir (oder zumindest ich) uns bei unzähligen Skiresorts in Alberta und British Columbia. Und das mit Erfolg, das Sun Peaks Resort in der Nähe von Kamloops (British Columbia) meldete sich bei mir und wir machten ein Telefoninterview aus. Leicht verkatert klappte das mit dem Englisch einwandfrei, und der Sous Chef war sehr locker drauf und stellte keine klassischen Bewerbungsfragen. Am Ende des Telefonats hatte ich den Job, Skipass inklusive und einen Platz in der Mitarbeiterunterkunft. Gutes Gefühl. Nun dachte ich, ich müsste mich schweren Herzens von den zwei Jungs trennen, aber Backe schnappte sich die Nummer des Resorts und zog sich kurzerhand auch noch einen Job als Line Cook an Land. Daher machten wir uns zu dritt auf den sechsstündigen Weg. Nach kurzem Stopp in Revelstoke, fuhren wir in das etwas abgelegene Resort (die nächste Stadt ist 40-50 Minuten entfernt). Sun Peaks ist Kanadas zweitgrößtes Skigebiet und ein kleines Dorf mit Hotels, Restaurants, Lodges usw.. Wir mussten zu Beginn ins Hostel, da das mit der Mitarbeiterunterkunft nicht so schnell klappte wie gedacht. Auch bis ich anfangen konnte, dauerte es noch ein paar Tage. Aber mit dem vorläufigen Skipass konnte ich schon mal den kanadischen Powder austesten.









Seit dem hat sich ein wenig der Alltag eingependelt. Mein Job ist ganz solide, ich mache Sandwiches, Wraps, Subs, Salate usw. für eine Art "Brotzeitstube" und Lunchpakete für die Skischule. Das Team ist international und jung, die Chefin ganz lustig und der Job macht weitgehend Spaß (außer das Aufstehen um 06:00Uhr). Nach einer Woche durfte ich dann auch umziehen, ich teile mir jetzt ein Zimmer mit kleiner Kochzeile und Bad mit einem Kanadier. Das Leben hier ist ganz locker. Wenn ich frei habe, bin ich auf der Piste und verfeiner meine Fähigkeiten. Der große Traum für die Saison ist die 360°-Drehung drauf zu haben. Hier werden auch nicht alle Pisten prepariert und Tiefschnee und Waldabfahrten sorgen jedesmal aufs Neue für nen gehörigen Adrenalin-Kick. Dienstags ist immer Locals Night, da ist quasi jeder Mitarbeiter des Resorts und die Partys daher immer relativ wild.







Donnerstags ist Mitarbeiter-Hockey-Liga. Unser bisher einziges Spiel haben wir zu unserer Überraschung 6:0 gewonnen. (Karg mit dem Dosenöffner zum 1:0). Mein Team namens "Is your mother well?" besteht aus sechs Deutschen (2 Schwaben, ein bayerischer Schwabe, 2 Nürnberger und einer Neuseeländerin) Auch wenn keiner von uns jemals richtig Eishockey gespielt hat, haben wir richtig dominiert. Der kanadische Nationalsport macht riesen Spaß und wir können kaum auf unser nächstes Match warten. Neben unglaublich vielen Deutschen gibt es auch nochmal genauso unglaublich viele Australier, ein paar Briten, Neuseeländer und ja man glaubt es kaum, auch vereinzelt Kanadier. Nun haben die Weihnachtsferien begonnen und es ist hier voll. Die Skischule braucht teilweise bis zu 80 Sandwiches und so wird mein Überstundenkonto relativ voll (morgen arbeite ich den 7. Tag in Folge). Dann kommt auch schon der Heilig Abend. Beim letzten Rieseneinkauf in Kamloops (bei diesen stressigen Einkaufstagen lässt jeder ca. 200$ im Supermarkt) haben wir auch an unsere Festmahl gedacht. Bruschetta, Bratwürste mit Kartoffelsalat und Crepes bilden das 3-Gänge-Menü. Es wird wohl ein Abend im deutschen Kreis, ein Stück Heimat ist an Weihnachten nicht ganz schlecht. Vielleicht ist ja auch ne Runde Schafkopf drin (zum Glück habe ich die Flessabank-Spielkarten mitgenommen).

In diesem Sinne allen zuhause eine schöne Weihnachtszeit! Bis bald!



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